
Selten bekommt man sie zu Gesicht, aber wenn man sie trifft, weiß man, warum es besser ist, ihnen aus dem Weg zu gehen: Wohnnomaden.
Den ich kennen lernte ist einer von den Sesshafteren, aber sein letzter Auszug vor Jahren war ebenfalls ein Rechtsfall. Der Vermieter verlangte Totalrenovierung und bekam über zehntausend Mark zur Wiedergutmachung zugesprochen. Normalerweise sind Wohnnomaden Sozialhilfeempfänger, haben kein Geld, schulden die Miete und können nicht groß haftbar gemacht werden. Dieser hier - nennen wir ihn Heinz - hat eine kleine Rente, wodurch er belangt werden konnte.
Heinz' Problem ist seine Paranoia, die ihn jede Nacht befürchten lässt, Unbekannte griffen ihn an. Er hat sich verbarrikadiert und einige Fallen eingebaut, damit niemand reinkommt, lagert Maschinenteile und Werkzeuge in einem Wohnzimmer im Erdgeschoß, das wegen Hanglage durch und durch mit Wasser unterspült ist. Die Bohlen verfault, Schimmelgeruch in der Luft. Gegen das eingedrungene Giftgas laufen stundenlang Luftabzugsventilatoren, die mit einem meterlangen Schlauch aus dem Inneren Luft ziehen... Alles wird achtlos behandelt, nur seine Habseligkeiten nicht, Teile werden rein- und rausgeschleppt, Wärme gibt es nur unten im Eingangsbereich, wo man aufpassen muss, nicht über den Ofen zu stolpern. Sein Wohnraum hängt voll mit Kleidern, alles steht und liegt voll. Wäre er behindert, würde man es verstehen, so merkt man, dass er keine Häuslichkeit entwickeln kann, nur ein Besucher und Werkstattbenutzer ist.
Seine Spezialität sind Hilfeleistungen bei KFZ, wo er Dinge repariert und andere kaputt macht, um wieder etwas reparieren zu können. In der Regel wird er an einem Objekt immer destruktiver und so mancher Motor wird niemals mehr laufen, allenfalls holprig. Dabei geht es Heinz nur darum, Verbündete zu finden, im Kampf gegen das nächtliche Giftgas. Z

etwas zu unternehmen.
Es ist ein Drama, das nicht zu beheben ist, denn was bleibt ist nur die Klapsmühle, und die wäre das Ende für seine betagte Beweglichkeit. Sein größter Luxus ist ein angemieteter Hangar, den er in kurzer Zeit mit Schrottautos vollgestopft hatte. Das kostet ihn jeden Monat viel Miete ... aber er will es so und glaubt, das alles wieder mit Gewinn verkaufen zu können.
Muss er gehen, ist das Haus nicht mehr wert als ein Abbruchhaus, es muss innen wie außen totalüberholt, entrümpelt und unter Seife gesetzt werden....
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