Montag, 3. Mai 2010

Haben wir Pressefreiheit oder nicht?


Wir haben ja einen guten Anlass über diese Frage nachzudenken: Heute ist der 16. UNESCO-Tag der Pressefreiheit. Ja, natürlich haben wir sie, sagen spontan die einen. Denn im Vergleich zu afrikanischen, asiatischen, osteuropäischen oder lateinamerikanischen (Fast-)Diktaturen haben wir klar Pressefreiheit. Wir können schreiben, was wir wollen. Ja, wirklich?

Nein, sagen die anderen, wir haben keine echte Pressefreiheit. Wer hat Recht?

Unlängst habe ich einen Disput zwischen einer Abiturientin und einem Sozialkundelehrer mitbekommen, der immer wieder entrüstet reagiert hat, wenn die Schülerin die Pressefreiheit in Frage stellte. Er wollte das partout nicht anerkennen, schon gar nicht aus dem Mund einer Osteuropäerin, die ja klar aus einem Zensurland vor Jahren kam. Fast schon das alte Feindbild am Köcheln... Lebt hier und kritisiert unsere Presse... Dabei war es eine wache Schülerin, die genau gemerkt hat, dass viele Inhalte gesteuert erscheinen.

Genau das, was ein Journalist in der WELT heute klarstellt. Wir haben des öfteren Nullinhalte auf den Seiten 1, bei Haupt- und Nebenmeldungen, Print oder online, egal. Wir erfahren nichts, weil eine Nachrichtensperre verhängt ist, bis die Inhalte freigegeben werden. Erst, wenn abgestimmt und entschieden ist, kommen die Details vollständig an die Öffentlichkeit.

Gesteuerte Aufmerksamkeit und Zustimmung könnte man das auch taufen. Es werden glückliche Entscheider präsentiert, die das Gefühl vermitteln, es wurde alles nach unseren Wünschen, im nationalen Interesse richtig erledigt. Die Details werden verspätet ausgebreitet oder müssen recherchiert werden, um vorher etwas mehr Butter zur Information liefern zu können. Ein uraltes Mittel, das in extremster Form in einer Diktatur und in abgeschwächter Form in der Demokratie (da denkt man ja sofort an demokratische Diktatur und umgekehrt) exisitiert. Durchsuchungen, Verfügungen bei Bruch der Sperre, Observierung von Journalisten usw. sind die Erscheinungen, die dann auch nur in unseren "Kampfblättern" wieder auftauchen und sonst keinen großen Raum einnehmen.
Ein deutliches Zeichen, worauf der Journalist nicht hinweist, ist allerdings auch die Mitsprache. Wer sich die Foren von Zeitungen anschaut, sieht ganz deutlich, dass die wenigsten Blätter ihren Lesern öffentlichen Freiraum gewähren. Statt dessen gut versteckt im Off, Foren, wo ein paar Leser die Info finden. Teilweise nicht in Suchmaschinen gelistet, um ja nicht gefunden zu werden. Gut, manches ist auch ziemlich hohl und beleidigend, aber dennoch. Und was ist mit der modernen Verlinkung? Nichts, verboten! Presserechtlich dürfen Zeitungen und andere die Meinung von Dritten nicht annehmen - per Link! Jeder haftet angeblich dafür, was der Dritte woanders verzapft, besonders wenn es radikal, pornografisch, kriminell oder sonstwie ist. Damit ist alles klar. Diese Meinungsfreiheit, die wir wünschen, auch mit Mehrheitenbildung, geht nur in zulässiger Form, Unterschriftensammlungen, Verein, Partei, Stiftung etc. pp. Andere Ideen als die zugelassenen sind öffentlich nicht erwünscht.


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2 Kommentare:

schuschan hat gesagt…

Meinungsfreiheit und Pressefreiheit gibt es nur auf dem Papier!
In Deutschland ist gar nichts mehr frei....
Wir werden gefüttert mit TV,Fehlinformationen, Chemie etc. und die wenigsten merken wohin die Reise geht!
Es werden Informationen weggelassen und verschwiegen was das Zeug hält.
Die Presse macht aus Albanern eben Serben!
Es werden Dinge hochgespielt die keinen Stellenwert haben und Situationen die den Stellenwert hätten erreichen noch nicht mal die Tagespresse!
Deshalb lese ich eine Seite wo ich mich nicht verarscht fühle.
Die Tagespresse und das TV kann mich mal!
Mit ein Grund warum etablierte Parteien meine Stimme niemals bekommen werden.
Ich wähle nicht mehr das kleinere Übel, ich wähle Quertreiber:)!

Dailywrite hat gesagt…

Sind das die Quertreiber mit dem Autofimmel?
Ja, es fällt schon auf, dass nichts so richtig kritisch ankommt. Meist wird man ordentlich gerügt - als Beleidiger, wenn man mal Tacheles redet in den Medien. Der Kommentar wird gar nicht veröffentlicht. Dennoch haben viele Zeitungen einen messerscharfen analytischen Verstand, so die FAZ. Dort findet man sehr viele Detailinformationen, die andere gar nicht aufbereiten.