Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, der 2001 bei Fischer sein Buch "Der hysterische Mann" veröffentlichte, kritisiert in der Märzausgabe des Magazines CICERO die allgemeine Hysterieneigung der Medien, Politiker und natürlich auch der Leser, User und Zuschauer.
Ohne hysterisches Szenario geht gar nichts mehr. Die Klimadebatte malt den Burn-Out des Planeten an die Wand, 2012 lässt den Planeten untergehen, die BSE-Warner heben ihr gefährliches Virus hervor, AIDS dominierte in den 70er- und 80er-Jahren, Vogel- und Schweinegrippe die letzten Jahre. Viren werden oft zu einem Politikum.
Statt dass die Politiker rational und genau abwägen, welche Gefahren bestehen, reagieren sie auf die Hysterieforderung seitens der Medien und Bürger. Sie versuchen ihre Position, ob sie richtig ist oder nicht, durch hysterische Steigerung zu untermauern, was wiederum zu einer Gegenhysterisierung der Gegner führt oder sie versuchen die Hysterisierung durch Fehlauslegungen zu verhindern. Vertuschen, Verstecken, all das, was die Blätter füllt, Kundus, BND, NS-Vergangenheit, Steuerhintererziehungs-CDs etc.
Das allgemeine hysterische Szenario, das entworfen wird, wirft seinen Schatten auf die Politik, und zwar verstärkt auf die M ä n n e r!
Schröder zeigte deutliche Hysteriezüge, zurzeit auch einige Kandidaten, Westerwelle wohl darunter und viel andere, die Szenarien heraufbeschwören, obwohl die Faktenlage noch nichts von dem angeblich drohenden Missstand berichtet. Selbstkritik und Bescheidenheit bleiben auf der Strecke. Wer schlimmer prophezeit und noch lauter brüllt als der andere bekommt Stimmen und Zuspruch. Die Kanzlerin warte nur, "bis sich die Gockelkämpfe erschöpft haben und sie einen Konsens der Gerupften herbeiführen kann."
Hier muss man allerdings deutlich und ergänzend sagen, dass - um Westerwelle zu verteidigen - angesichts der steigenden Sozialkosten und Schulden ein Gegensteuern wichtig ist, und zwar keine Auspolsterung der Hartz-IV-Welt, sondern eine Umgestaltung. Gegenleistung Arbeit (über 70 % der Deutschen wollen das), um Mehraufwände und Versorgung der Gemeinden und ihrer Mitglieder sicherzustellen. Weniger Geld für Verweigerer, mehr Geld für Kranke und Behinderte, die wirklich nicht eingesetzt werden können. Mehr Geld für Arbeitslose, kein Absinkenlassen in die Armut und Aufopferung ihrer Ersparnisse und Altersversorgungen. Und Faktenlagen sachlich analysieren, Gegenmittel entwickeln, die tatsächlich notwendig und machbar sind.
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