„Fast                     Food“ versus „Slow Food“                                           
                     von Albert Haufs, Neuss, freier Journalist und                     Sachbuchautor (www.haufs.de)
Bereits                     seit längerem macht sich ein bedenklicher Trend in unserer                     Gesellschaft breit, und zwar quer durch alle Bevölkerungsgruppen:                     egal ob Jung oder Alt, reich oder arm, spießig oder flippig,                     der regelmäßige Griff zu Döner, Burger, Chicken-Wings und                     Currywürsten ist für weite Teile der Bevölkerung                     unvermeidlich geworden. Die Personenwaagen in den deutschen                     Haushalten ächzen unter der Mehrbelastung, manche                     quittieren gar ihren Dienst.
„Tu                     deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu                     wohnen“,                     so mahnte                     uns schon im 16. Jahrhundert die karmelitinnische Ordensgründerin                     Teresa von Avila. Und obschon diese Erkenntnis einige                     Jahrhunderte alt ist, so hat sie doch nichts von ihrer                     Wahrhaftigkeit eingebüßt. Im Gegenteil: in einer Zeit, wo                     wir immer häufiger von Termin zu Termin hetzen und schon                     die Kindergartenkinder einen vollen Wochenplan zu                     absolvieren haben, leiden die Menschen immer häufiger an                     den sogenannten „Volks“-Krankheiten, deren Ursachen zu                     einem wesentlichen Teil in Lebensstil und psychischer                     Verfassung der Betroffenen begründet liegen. Kaum jemand,                     der zum Wörtchen „Stress“ nicht auch eine negative                     Assoziation hätte – positiver Stress (Eustress) ist noch                     immer die Ausnahme. Ein wesentlicher Grund dafür scheint zu                     sein, dass unsere Lebensweise ganz enorm an Geschwindigkeit                     zugelegt hat. Manche Beschleunigung mag notwendig und                     akzeptabel sein. Schließlich profitieren wir von                     Wissenszuwachs, der Verarbeitungsgeschwindigkeit moderner                     Medien und hoher Produktivität. Doch dieser Trend rettet                     sich auch in unseren Alltag hinüber. Der hohe Anteil an                     Fast Food an unserer Ernährung ist dafür ein gutes                     Beispiel. Im Zuge der allgemeinen Beschleunigung alltäglicher                     Aktivitäten verwechseln wir nicht selten Effizienz mit                     Hektik.
Aber                     gibt es nicht  auch                     gegenläufige Trends? 
In der Tat ist vielen die                     allgegenwärtige Unruhe aufgefallen und so mancher versucht                     auf seine Weise gegenzusteuern. Nicht umsonst zieht es viele                     Menschen in ihrem Urlaub hinaus in die Natur, Wellness,                     Stille und Entspannung sind gefragt wie nie zuvor.
An                     dieser Stelle erscheint mir der Hinweis auf eine Gruppe                     besonders in Sachen Ernährung engagierter Zeitgenossen                     sinnvoll, die den meisten womöglich schon bekannt sein dürfte.                     Die Non-Profit Organisation „Slow Food“ ist eine                     weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen                     Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die                     Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu                     halten. Ihre Ziele sind unter anderem die Förderung                      einer verantwortlichen Landwirtschaft und Fischerei,                     einer artgerechten Viehzucht, des traditionellen                     Lebensmittelhandwerks und die Bewahrung der regionalen                     Geschmacksvielfalt.
                    Produzenten, Händler und Verbraucher sollen miteinander in                     Kontakt treten sowie Wissen über die Qualität von                     Nahrungsmitteln vermittelt werden. Auf diese Weise hofft                     man, den Ernährungsmarkt etwas transparenter machen zu können.
Eine                     Entschleunigung unseres Lebens ist in vielerlei Hinsicht                     ohne Abstriche bei der Produktivität möglich und sinnvoll.                     Denn negativer Stress ist immer ein Zeichen von Überforderung.                     Entspannung sorgt im Ausgleich für die Regeneration                     verloren geglaubter Kräfte. Mit dem Blick auf unsere Ernährung                     könnten wir einen Anfang zur Besinnung auf Lebensqualität                     wagen. 
Fast                     Food Produkte und Restaurants haben sich in den vergangenen                     Jahrzehnten auch in Deutschland großer Beliebtheit erfreut.                     Schnell zubereitete Fertigprodukte entsprachen dem                     allgemeinen Trend in der Industrie- und Mediengesellschaft.                     Ein günstiger Verkaufspreis, schnelle und unkomplizierte                     Verfügbarkeit, geringe Produktionskosten und                     massenkonformer Geschmack garantierten hohe Verkaufszahlen                     in allen Bevölkerungsschichten und damit satte Gewinne. Den                     Vorteilen stehen allerdings einige Nachteile gegenüber: Die                     verwendeten Kunststoffverpackungen und Wegwerfgeschirr sind                     ökologisch unsinnig und wenig zeitgemäß. Die Qualität                     der angebotenen Speisen ist aus mehreren Gründen meist                     fragwürdig: Die Fertig- und Tiefkühlwaren sind ernährungsphysiologisch                     nicht optimal, besonders bei regelmäßigem Verzehr (gehärtete                     Fette, Zucker, Weizenmehl). Das Garen der Speisen erfolgt möglichst                     schnell per Mikrowelle, Grill oder Fritteuse. Die Folgen:                     Krebserregende Nitrosamine können bei starker Erhitzung von                     Fetten entstehen, Vitamine werden zerstört. Die häufig                     ballaststoffarmen Speisen sind sehr geschmacksintensiv,                     Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Salz und Süßstoffe                     werden zu reichlich eingesetzt. Ein wesentlicher Nachteil                     liegt natürlich in der Art des Konsums: Der schnelle                     Verzehr im Stehen und die Art der Speisen verleiten dazu, zu                     viel zu essen, wodurch die Verdauung belastet wird. Die                     Folgen sind besonders in den USA gut zu beobachten: Dort                     leiden schon viele Schulkinder an Übergewicht. Bei häufigem                     Konsum von Fast Food steigt die Gefahr, dass die Gesundheit                     Schaden nimmt. Adipositas (Fettsucht), Stoffwechselstörungen,                     Diabetes oder Allergien sind mögliche Folgen.
Fast                     Food ist übrigens kein neues Phänomen: Bereits in der                     Antike gab es in den großen Städten so etwas wie                     Schnellrestaurants. In Asien erfreuen sich seit langer Zeit                     Garküchen großer Beliebtheit. 
Immerhin:                     Der Trend zu Fast Food scheint rückläufig zu sein. Eine                     der größten Fastfoodketten der Welt (McDonalds) hat auf                     das veränderte Qualitätsbewusstsein bei vielen                     Verbrauchern reagiert und wirbt inzwischen mit                     Umweltmanagement und Produktqualität. Die Restaurants                     werden gemütlicher und laden eher zum Verweilen ein,                     vereinzelt gibt es angeblich sogar Sitzplätze.
Bleibt zu hoffen, dass wir mit Veranstaltungen wie dieser ein Bewusstsein schaffen können, ein angemessenes Verhältnis von Qualität und Produktivität anzustreben und dabei unseren menschlichen Grundbedürfnissen genügend Zeit einzuräumen.


